Der Erlkönig Von Johann Wolfgang Von Geothe

From Albert Sterner

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind;
Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm;
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

“Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?”
“Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig mit Kron und Schweif?” –
“Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.”

“Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.” –

“Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise gespricht?”

Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.” –

“Willst, feiner Knabe, du mit mir gehen?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.” –

“Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?” –
“Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. -“

“Ich liebe dich, ich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.” –

“Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!” –

Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh’ und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

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